BEB / Bözenegg Eriwis Bahn - Mittelbadische Eisenbahnen (MEG)

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Standort auf Karte: Schwarzach: Verkehrskarte (Bahnen) von openstreetmap.org

Die "Mittelbadische Eisenbahnen AG" MEG wurden 1923 gegründet und waren im Besitz des Bundeslandes Baden bzw. seit 1952 Baden-Württemberg. Die MEG war für den Betrieb der rechtsrheinischen Meterspurlinien von Lahr/Offenbach via Kehl bis nach Rastatt (MEG Stammlinien) zuständig. Das ursprünglich auch von den Strassburger Strassenbahnen erstellte, rechtsrheinische Schmalspurnetz wurde zum Inbegriff einer interessanten Schmalspurbahn in einer hübschen von Obstbäumen geprägten Gegend. In späteren Jahren wurden der MEG auch noch weitere Nebenbahnen wie z.B. Zell-Todtnau angegliedert. Alle MEG Schmalspurlinien sind aber im Trend der 60er Jahre mittlerweile stillgelegt worden.
Während in den 20er Jahren das linksrheinische nach dem Ersten Weltkrieg im französischen Elsass liegende Netz um Strassburg, incl. fast aller Überlandlinien, elektrifiziert wurde, blieben solche Investitionen für die rechtsrheinische mehr ländliche Mittelbadische Eisenbahnen Wunschdenken. Wie fast überall bei solchen Lokalbahnen waren Geldsorgen ein stetiger Begleiter. So gelang es aber trotz allem in den 30er Jahren den Dampfbetrieb zumindest etwas zu reduzieren und teilweise den Betrieb mit zeitgemässen und sehr formschönen Dieseltriebwagen abzuwickeln.
Schon fast wie bei den belgischen Kleinbahnen scheute es auch die MEG nicht auf den Dorfstrassen Orte zu durchqueren und gelegentlich auch eher unvermittelt hinter Hausecken hervorzukommen bzw. zu verschwinden, um danach wieder auf eigenem Gleiskörper über die Felder zu fahren. Trotz aller lokaler Verankerung barg mit Beginn des Wirtschaftswunders diese Streckenführung mit Bahnanschluss vor die Haustüren steigendes Konfliktpotenzial.
Die nun folgende Entwicklung war nun vorgezeichnet, der Niedergang begann 1952 mit einer ersten Stilllegung bei Lahr und endete 1980 mit der Stilllegung der kurzen, nur noch im Güterverkehr betriebenen Strecke zwischen Schwarzach und Scherzheim. Damit war das einst von den Strassburger Strassenbahnen erbaute riesige Netz beidseitig des Rheins endgültig Geschichte. Interessant ist da vielleicht, dass das linksrheinische, elektrifizierte Strassburger Netz in Frankreich den Dampf- und Dieselbetrieb der MEG nicht etwa überlebte, sondern bereits 1962 komplett zur Geschichte wurde.
Aber auch bei der MEG zog ab den 60er Jahren so etwas wie morbider Charme ein, wo eigentlich vorgezeichnet war wohin der Weg führen wird. Dennoch hielt sich die Bahn sehr hartnäckig und gab ihre Strecken nur in kleinen Stücken her. Ein sehr interessantes Jahr in diesem Kampf ums Überleben war sicher 1967, gab es da weitere Stilllegungen aber überraschenderweise auch einen Streckenneubau von ca. 2 km Länge - so als wollte man das Ruder nochmals rumreissen. Aber bei genauerer Betrachtung handelte es sich da nur noch um eine vorübergehende Massnahme für ein grosses Unternehmen in Greffern. Quasi ein Strohfeuer vor dem Ende wurde doch bereits 1971 das Geleise wieder abgebrochen und teilweise für den Neubau eines normalspurigen Anschlusses für den reinen Güterverkehr benutzt.
Nun wie schon so oft übergab mir mein Kollege Heinz Bircher "so nebenbei" zwei Negativfilme einer von EUROVAPOR, einer Vereinigung von Dampflokfreunden, organisierten Sonderfahrt vom 4.3.1967. Die Fahrt war als stilvolle Anreise für eine GV in Strassburg gedacht. Ursprünglich ab Rastatt geplant, aber dann ab Bühl realisiert war es eine Fahrt mit einem MEG Dampfzug so nahe an Strassburg heran wie gerade noch möglich. Kehl war seit dem 24.9.1966 nicht mehr zu erreichen aber immerhin lag das Geleise noch bis Auenheim. Gerade noch rechtzeitig sollte doch zum Jahresende 1967 dann das Gleis bis Bischofsheim zurückgebaut werden. Den regulären Personenverkehr verlor die ganze Strecke ab Freistett ebenfalls schon am 24.9.1966. Wie aus einem Protokoll ersichtlich, war die MEG Direktion diesem Ansinnen wohlgesonnen gegenübergestellt und es wurde sogar vermerkt, dass diese Fahrt auch von einem Direktionsmitglied der MEG und dem örtlichen Betriebsleiter begleitet wurde. Man bedenke, dass man sich mitten in der Wirtschaftswunderzeit befand mit Blick nur auf das Neue. Industriekultur gab es sicher noch nicht im Wortschatz und diese Eisenbahnfreunde aus der Pionierzeit waren bestenfalls seltsame Wesen - wohlwollend ausgedrückt.
So sind die Bilder sicher nicht nur wegen dem MEG Dampfzug und den befahrenen Strecken spannend. Es zeigt auch Leute der ersten Stunde, oft noch mit Krawatte und Hut bestückt wie es sich damals einfach gehörte. Nur Dank solchem frühen Engagement dürfen wir ja heute hier und dort die Geschichte auch noch real erleben. So sollte man diese speziellen Zeitdokumente auch von dieser Seite betrachten und sich nicht stören, wenn überall um die Züge Leute "im Wege" stehen.
Wenn es an der damaligen GV von EUROVAPOR in Strassburg noch kein Thema war, wurde ja ein paar Jahre später genau diese MEG Dampflok 101 aber von diesem Verein gekauft. Nach einiger Zeit in Bern auf dem Netz der SZB/VBW befindet sich die Lok nun bei der Selfkant Museumsbahn. Dahin hat es ja auch die abgebildeten, für die Sonderfahrt benutzten 3 Personenwagen verschlagen. Einer davon (Nr. 45), im Sonderzug der Mittlere, erblickte sogar noch in den Hauptwerkstätten der Strassburger Strassenbahnen 1909 im Eigenbau das Licht der Welt. So kann noch heute jeder genau mit dem abgebildeten Zug fahren und am Rad der Zeit drehen - natürlich nicht nur, aber auch den abgebildeten Personen postum einen grossen Dank!
Während die ursprüngliche Lok 46 der Strassburger Strassenbahnen schon 1967 nicht mehr betriebsfähig war, aber für die Eisenbahnfreunde aus dem Depot in Schwarzach gezogen wurde, kam die 1954 von der Oberrheinischen Eisenbahn (OEG) gekaufte Lok 101 zu der Ehre nochmals einen Dampfzug zu führen. Da spielte es auch keine Rolle, dass die Lok doch schon etwas lädiert war, wie an der arg verbogenen vorderen Pufferplatte unschwer zu erkennen. Eher zum Glücksfall für die Eisenbahnfreunde wurde die Luftpumpe, welche auch schon ihre Leiden hatte und ab und zu vor Ort wieder in Gang gebracht werden musste und so ein paar zusätzliche Fotohalte generierte. Dies erklärt auch die Bilder mit dem Lokpersonal vorne auf der Lok bei diesem störrischen Bauteil.
Sparsam war aber wohl der Entscheid, dass man den Dampfzug ab Schwarzach bis Freistett als regulären Zug "Gmp 20 Sa" einsetzte, wie berichtet zur Freude der zufällig anwesenden Reisenden. Ab Freistett mutierte der Zug aber wieder zum Sonderzug da hier der Personenverkehr ja schon eingestellt war. Trotzdem wurde dem Zug da gleich noch ein aufgeschemelter Normalspurwagen angehängt um ihn als regulären Güterzug nach Auenheim zu befördern. Wie mir Heinz Bircher berichtete war es den Eisenbahnfreunden auch erlaubt auf dem normalspurigen Flachwagen hinten mitzufahren. Was waren das für herrliche Zeiten - einfach Eigenverantwortung und gesunder Menschenverstand und wenn mal etwas schiefging war man eben selbst schuld.
Wiederum viel Freude und Spass beim Blick zurück in eine andere Zeit.

Hinweis:
Von der hier auf der Webseite auch beschriebenen, 1967 stillgelegten MEG Linie Zell-Todtnau kamen der Dieseltriebwagen T15 und die drei Beiwagen B4 81-83 auf das hier gezeigte Stammnetz. Während diese Wagen noch bis zum Ende des MEG Personenverkehrs 1970 gebraucht wurden, kam T15 nicht mehr zum Einsatz und wurde 1969 an die Württembergische Eisenbahngesellschaft (WEG) für die Linie Amstetten-Laichingen verkauft.

Situationsplan der 1967 noch betriebenen MEG Strecken um Schwarzach.
Das linksrheinische Netz der Strassburger Strassenbahnen (SSB/CTS) war zu dem Zeitpunkt bereits vollständig stillgelegt.

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Mittelbadische Eisenbahnen (MEG) - Eurovapor Sonderfahrt 1967