BEB / Bözenegg Eriwis Bahn - MEG Zell-Todtnau - Das Ende vom Todtnauerli (obere Wiesentalbahn)

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Standort auf Karte: Todtnau: Verkehrskarte (Bahnen) von openstreetmap.org

Die Wirtschaftswunderzeit war in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gerade auf dem Höhepunkt. Wie fast überall mit mehr oder weniger starker Intensität war diese Zeit für Bahnen generell schwierig und für Lokalbahnen, besonders wenn sie schmalspurig waren, sehr oft tödlich egal wie gut oder schlecht sie trassiert waren. Das war leider auch bei der hier dokumentierten schmalspurigen, seit 1953 zur "Mittelbadische Eisenbahnen" (MEG) gehörenden Bahn von Zell im Wiesental nach Todtnau der Fall.
Die regional auch als "Todtnauerli" bekannte Bahn wurde 1889 eröffnet und bis zur Übernahme durch die MEG von der Süddeutschen Eisenbahn Gesellschaft (SEG) betrieben.
Sie war eine direkte Verlängerung der DB Bahnlinie von Basel Bad Bf welche in Zell endet und heute als S-Bahn betrieben wird. Die Linie war radial zu einem grösseren Ballungsraum ausgerichtet und führte in das hübsche Naherholungsgebiet vom Schwarzwald. So war bezüglich Lage und Trassierung eigentlich alles bestens. Würde sie heute noch fahren, ob in Schmal- oder Normalspur wäre sie wohl auch eine beliebte Ausflugsbahn.
Neben dem Personenverkehr war der Güterverkehr sehr ausgeprägt, war doch das Wiesental auch für seine Textilfabriken entlang dem Fluss Wiese bekannt. Dieser Verkehr wurde massgeblich mit Rollwagen (Rollschemeln) abgewickelt um die normalspurigen Wagen ohne Umladen direkt anliefern zu können. Dazu waren wie auf den Bildern gut sichtbar, bis zuletzt die Geleise in für Nebenbahnen sehr gepflegtem Zustand.
Für den schweren Güterverkehr gab es bis fast zum Schluss zwei imposante Dampflokomotiven der Bauart "Mallet". Durch ihre Bauart mit 2 Drehgestellen und vier Zylindern waren diese Lokomotiven sehr leistungsfähig und kurvengängig zugleich. Die Nr.105 besass 2 Drehgestelle mit je 2 Triebachsen, die Nr.104 als die Grössere der beiden sogar 2 Drehgestelle mit je 3 Triebachsen.
Aber auch der nach der Übernahme durch die MEG 1955 von Fuchs angeschaffte Dieseltriebwagen war mit seiner Motorenleistung von 2x180PS auch nicht von schlechten Eltern. Konstruktiv als Schlepptriebwagen ausgelegt mit an die Wagenenden verschobenen Drehgestellen und der Kupplung direkt am Drehgestell.
Probleme der Textilindustrie, eine parallel zur Bahn bestens ausgebaute Strasse zusammen mit dem damaligen Zeitgeist gaben aber dann auch dieser gut unterhaltenen Bahn den Rest. So wurde am 25.9.1966 der Personenverkehr und bis zum 24.9.1967 der Güterverkehr stillgelegt. Der Abbruch der Bahnanlagen begann noch im selben Jahr.

Die MEG war wie mehrfach überliefert gegenüber Eisenbahnfreunden wohlwollend eingestellt. Während andernorts die Verschrottung von Fahrzeugen nicht schnell genug ablaufen konnte, um ja einer möglichen musealen Erhaltung zuvorzukommen, war es fast ein Jahr nach der Stilllegung des Personenverkehrs im Wiesental noch immer möglich am 21.5.1967 eine viel beachtete, als "Studienfahrt" deklarierte Abschiedsfahrt für Eisenbahnfreunde aus nah und fern durchzuführen.
Sicher auch diesem Umstand geschuldet ist die Tatsache, dass alle Triebfahrzeuge bis zum heutigen Tage überlebt haben. Die beiden Mallet Lokomotiven 104 und 105 zusammen mit dem Personenwagen 171 sind bei der Museumsbahn Blonay-Chamby in guten Händen. Die in ihren Proportionen sehr schöne, klassische Nebenbahndampflok 74 von Krauss Bj.1888 existiert noch in Bochum-Dahlhausen (als Ausstellungsstück). Der Triebwagen 15 begann nach dem Einsatz im Wiesental geradezu eine Odyssee durch ganz Deutschland. Via MEG Stammnetz in Schwarzach, Schwäbische Alb und Nordseeinsel Langeoog ist er noch heute bei der Harzquerbahn im Bestand.
Anlässlich eines Ausfluges der Mallet 105 der BC zur Harzquerbahn kam es da 2012 sogar nochmals zu einem besonderen Zusammentreffen mit dem ehemaligen MEG T15.

Mein Kollege Heinz Bircher konnte die Bahn 1966 und 1967 anlässlich der erwähnten Sonderfahrt am 21.5.1967 insgesamt noch 3mal besuchen. So war es mir wiederum eine grosse Freude seine über 50-jährigen Negative zur Präsentation hier aufzuarbeiten. Bei der aussergewöhnlichen "Studienfahrt" am 21.5.1967 gab es naturgemäss viele Leute mit Fotokameras - auch auf den Bildern. Dies betrachte ich aber keinesfalls als Manko, sondern als interessantes Zeitdokument und dem besonderen Anlass geschuldet. Die Bilder sind diesbezüglich nicht retouchiert, sondern einzig technisch restauriert. So gab es ein paar chemisch bedingte Alterungsspuren die beseitigt werden mussten.

Viel Spass beim Blick zurück wünscht Euch Heinz Bircher und Heinz Gerber (BEB)

Betrieb:

Eröffnung: 7.7.1889
Stilllegung Personenverkehr: 25.9.1966
Stilllegung Güterverkehr: 24.9.1967
Betreiber:
bis 1953: Süddeutsche Eisenbahn Gesellschaft (SEG)
ab 1953: Mittelbadische Eisenbahnen AG (MEG)
Spurweite: 1000mm
Streckenlänge: 18.8km
Betriebsart: Dampf ab 1955 Dampf und Diesel

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MEG Zell-Todtnau - Das Ende vom Todtnauerli (obere Wiesentalbahn)